
250 Millionen US-Dollar für Forschung
Der türkische Rüstungskonzern Aselsan hat seine Finanzergebnisse für das erste Quartal 2025 bekannt gegeben. Demnach erreichten die Einnahmen umgerechnet über 511 Millionen Euro das einem realen Wachstum von 9% im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres entspricht. Die Zahlen seien durch zusätzliche Erweiterungen, wie der Lieferung in den Bereichen Luftabwehr, Waffensysteme, Radar und elektronische Kriegsführung zustande gekommen, teilte das Unternehmen auf ihrer offiziellen Website mit. Neue Verträge, die sich auf einen Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar belaufen würden, hätten einen Anstieg um 46 % markiert, während Exportverträge um 220 % auf 372 Millionen US-Dollar angestiegen seien. Damit kann das Unternehmen einen Gesamtauftragsbestand vorweisen, das um 35% auf 15 Milliarden US-Dollar angestiegen ist. Gleichzeitig stiegen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben nach Angaben des Unternehmens um 33% auf 250 Millionen US-Dollar (im Vergleich zum Vorjahr).
Die EU muss lernen mit der Türkei zu verhandeln
Präsident und CEO des Rüstungskonzerns Ahmet Akyol gibt sich mehr als zufrieden. Die Finanzergebnisse von Aselsan für das erste Quartal würden deutlich zeigen, dass man die starke Dynamik des Jahres 2024, in dem Aselsan zu einem der am schnellsten wachsenden Verteidigungsunternehmen der Welt wurde, erfolgreich beibehalten habe. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum seien Auftragseingänge um 46% gestiegen, was zugleich das Vertrauen der Kunden in die Technologien von Aselsan widerspiegle, so der Konzernchef weiter. Solche Zahlen bleiben auch international nicht unbemerkt. Die EU steht einem Nato-Partner gegenüber, das sich der Souveränität in Verteidigungssachen verschrieben hat. Die Türkei, das wird jetzt immer deutlicher, wächst zu einer nicht zu unterschätzenden Militärmacht heran. Der strategische Partner an der Südost-Flanke wird die Machtverhältnisse über kurz oder lang neu aufmischen. Schon jetzt hat die Türkei durch Waffenlieferungen und außenpolitischen Agitationen deutlich mehr Einfluss auf politische Entscheidungen als je zuvor. Das Innovations-Öko-System der Türkei greift mit politischer Wirkung um sich.
Die Kraft der gebündelten Industrie
Die veröffentlichten Zahlen des Unternehmens dürfen ernst genommen werden. Die Stiftung Wissenschaft und Politik veröffentlichte schon 2024 ein Papier des Centrums für angewandte Türkeistudien, das von einer sich rasant entwickelnden Rüstungsindustrie der Türkei spricht. Dabei seien die Bayraktar-TB2-Drohnen nur das sichtbarste Zeichen, dass in der türkischen Rüstungspolitik eine neue Ära angebrochen ist. Die rasante Dynamik der Verteidigungsindustrie arbeitet systematisch, hocheffizient und vernetzt. Um dem Ziel der Unabhängigkeit in Rüstungsfragen näher zu kommen wurden Unternehmen im Land vernetzt. Diese strategische Bündelung von Ressourcen kennen wir bereits vom Automobilhersteller TOGG. Die Regierung hat SupplyChain-Kapazitäten vor Ort ausgebaut und koordiniert zentral Entwicklung und Forschung in verschiedenen Wirtschaftssektoren. Das Centrum für angewandte Türkeistudien sieht die militärische Transformation der Türkei jedoch nicht als alleinige Leistung des Staatspräsidenten Erdogan. Die Ursprünge der gegenwärtigen Entwicklung würden bereits mehrere Jahrzehnte zurück liegen. Ausgelöst durch Sanktionen und Embargos, die westliche Regierungen, allen voran die USA, schon vor langer Zeit verhängt haben, könne man als Auslöser der militärisch-industriellen Neuausrichtung der Türkei sehen, so die CATS. Als nicht unwesentlich ist auch die andauernde Ablehnung und Verschiebung des EU-Beitritts der Türkei zu sehen.