Politik

Amerika braucht die Whistleblower

Während Obama von Gerechtigkeit und Freiheit spricht, werden in Guantanamo reihenweise Menschen gefoltert.

Unter dem Pseudonym Mendax ( lateinisch für Lügner) beginnt ein 16 jähriger Hacker 1987 seine ersten Aktivitäten. Mit einigen engen Freunden zusammen gründet er die „International Subversives“. Doch der Leichtsinn wird schnell bestraft. Es folgen später eine Razzia und eine Verurteilung des Drahtziehers im Jahr 1992 zu einer Bußgeldstrafe von 2100 australischen Dollar wegen 24 nachgewiesenen Fällen, in denen sich der junge Mann wegen des illegalen Hackens strafbar gemacht hatte. 18 Jahre später wird er durch die von ihm initiierte Plattform Wikileaks eine gewagte  Enthüllungswelle auslösen, in dem er hinter die Kulissen der amerikanischen Kriegsführung blicken lässt. Amerika wird mit diesen Enthüllungen seinen Ruf als moralischer Ordnungshüter verlieren und steht seit dem einer unsicheren und zugleich schockierten Welt gegenüber. Gleichzeitig hat die Diskussion um die Außen- und Nahostpolitik eine neue Wende genommen. In der amerikanischen Bevölkerung steht die Gesellschaft in einer zwiespältigen Lage und kaum einer würde noch in selbstverständlicher Weise von einer gerechtfertigten Anti-Terror Politik sprechen. Denn die Enthüllungen lieferten Stück für Stück ein grausames Bild in dem die von der Regierung immer wieder vorgehaltenen Begriffe wie Geheimhaltung, Verschlusssache und Vertraulichkeit keinen Respekt mehr auslösen konnten. Das Whistelblowing  entpuppte sich als neuartiges rebellisches Instrument dem die militärische und politische Macht Amerikas wehrlos gegenüberstand.  Die Frage war nicht „Wie“ sich Wikileaks Zugang zu solch empfindlichen Daten verschaffen konnte, sondern „Warum“ die USA in solch blutige und entehrende Angelegenheiten verwickelt war? Seit September 2010 können keine Unterlagen mehr hochgeladen werden, im Oktober 2011 wurde auch die Veröffentlichung von Dokumenten vorübergehend ausgesetzt.  Dennoch ist das Thema Wikileaks nicht verdaut und das öffentliche Interesse steht den geführten Kriegen näher als es der USA lieb ist. Julian Assange hatte alle Voraussetzungen für einen potenziellen Staatsfeind erfüllt. Vor vier Jahren veröffentlichte Wikileaks Dokumente über den Irak Einsatz der USA. Ein Video mit dem Namen „Collateral Murder“ zeigte wie aus einem US-Helikopter tödliche Schüsse auf Zivilisten abgefeuert wurden. Die Militärdokumente wurden von dem damaligen US- Soldat Chalsea Mannig aus dem Irak und Afghanistan zugeschickt. Seit dem steht auch der Begriff Verrat nicht unter dem Licht, den alle zu kennen glaubten. Es korreliert auf der politischen und gesellschaftlichen Bühne mit den Begriffen  Transparenz, Verantwortung, Heldentat und Zivilcourage. Und so stand Assange als Schlüsselfigur, Politiker, Erpresser und Held mitten im Anti-Terror Krieg und das Erscheinen seines bleichen ernsten Gesichts ließ die USA wissen, dass es Augen gibt die die USA kennengelernt haben und das Nichts mehr so wird wie es früher einmal war. Ein weiterer Schlag gegen die Geheimhaltung amerikanischer Staatsgeheimnisse erfolgte mitten aus der NSA heraus. Erst durch den Fall Snowden wurden die Tragweite und die politische Dimension über die am Rande der Legalität operierenden Geheimdienste deutlich. Der Weltpolitik stand eine neue Ordnung bevor und der Traum der Freundschaft und des Vertrauens zerplatzte wie eine Seifenblase. Am Ende stehen einige Fragen offen. Geht es jetzt um den Nahen Osten, um Angela Merkel oder doch nur um die Machtstellung der USA? Barack Obama muss es dringlich unterlassen von Freiheit und Sicherheit zu sprechen. Es reicht ein einziges Wort um seine patriotisch ermutigenden Worte zu zerschlagen. Guantanamo. Es ist leicht sich hinter einen Podest zu stellen und mit erhobenem Finger an die verwirrte Welt zu appellieren. Wer nicht Herr über sein eigenes Land ist, sollte sein politischen Wirkungskreis begrenzen und folgendes sagen: Lasst uns den amerikanischen Traum verwirklichen. Lasst uns Guantanamo sofort schließen.

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