Politik

Die Allianz der Brutalität

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In dem Buch „Die Israel Lobby“ beschreiben Mearsheimer und Walt den enormen Einfluss jüdischer Interessen auf die US-Außenpolitik.

Der israelisch- palästinensische Konflikt kann als zentrale Bedeutung für den immer wieder entfachenden und anhaltenden Kriegszustand im Nahen Osten genannt werden, welcher eine stetig wechselnde, instabile und gefährliche Mächtekonstellation verursacht. Dieser Konflikt, bestehend seit dem Jahre 1988, als die palästinensische Befreiungsorganisation (PLO), Palästina als Staat der Palästinenser ausgerufen hatte, beschäftigt die USA (die mit dem Konfliktbeteiligten Israel in einer Allianz steht), über seine politischen Möglichkeiten hinaus. Denn die umliegenden arabischen Staaten sehen darin ein anti-islamisches Bündnis, die mit der Stärkung Israels durch die Vereinigten Staaten mitten im Heiligen Land als provokant empfunden wird. Der 11. September  wird gegen alle moralischen Zweifel  an diesem Konflikt vorgehalten und hat jegliche Bedenken durch die Formulierungen der Politiker der beteiligten Staaten immer weiter ausgeblendet. So hat der Direktor  des Washington Near East Policy (Winep) im Oktober 2001 seine Stellungnahme  zum Bündnis gegen den Terror in Nahost wie folgt geäußert:

Die Antwort sollte angesichts der demokratischen Werte die wir teilen, und der gemeinsamen Feinde, denen wir uns gegenübersehen, klar sein. Kein Land hat mehr unter dem gleichen Terrorismus gelitten, der das World Center und das Pentagon getroffen hat, als Israel.

Robert Satloff geht hier auf klassische psychologische Weise vor, um durch die Betonung der Zusammengehörigkeit ein Gefühl für gleiche Interessen zu wecken. Er spricht bewusst von einem gemeinsamen Leid, welches die USA  mit Israel verbindet.  Auch die grundsätzlich freiheitliche und friedliche Demokratie wird als kriegsbegrüßende Parole verwendet. Man sieht sich gemeinsam einem Feind gegenübergestellt.

Im darauffolgenden Jahr äußerte der frühere Premierminister Netanjahu hetzerische Worte in  Bezug auf den Nahen Osten. Er sprach unverhüllt von Terrorfabriken, welche menschliche Bomben produzierten und das es diese unmittelbar zu zerstören gilt. Er warnte zudem das amerikanische Volk eindringlich:

Wenn er nicht zerstört wird, schlägt dieser Wahnsinn in ihren Bussen, in ihren Supermärkten, in ihren Pizzerien und in ihren Cafés zu.

Damit wurde eine Fortsetzung der materiellen und diplomatischen Unterstützung Israels, welchem ein Großteil der amerikanischen Bevölkerung skeptisch gegenübersteht, politisch und strategisch untermauert. Diese Reden implizierten in keinster Weise den dadurch wachsenden Antiamerikanismus, welcher gegen die wirtschaftlichen Interessen Amerikas stand. Auf Grund der wachsenden Wirtschaft in den arabischen Ländern, vor allem in Saudi Arabien, propagierte eine breite Masse der amerikanischen Bevölkerung eine friedliche Politik.

Der amerikanische Politikprofessor John J. Mearsheimer und der Belfer Professor Stephen M. Walt für internationale Beziehungen, beschreiben in ihrem vielumstrittenen  Buch,  Die Israel Lobby eine ausgeklügelte Agitation der Israelis, um die unbegründete  Aufwertung ihrer Interessen zur Unterstützung  der israelisch –amerikanischen Politik immer von neuem unter das amerikanische Volk zu bringen. Die Unterstützung hat sich im Laufe der Zeit zu einer verpflichtenden Rolle in der amerikanischen Außenpolitik etabliert.  So eröffnen Mearsheimer und Walt ihr Werk mit den passenden Worten von Bertrand Russel; Hin und wieder ist es sinnvoll ein Fragezeichen hinter Dinge zu setzen, die wir schon lange für selbstverständlich nehmen. Vordergründig  wird dargestellt,  wie sehr die Unterstützung Israels moralische und strategische Notwendigkeiten überschreitet und gleichzeitig amerikanischen Interessen widerspricht. So sehen Mearsheimer und Walt diesen anhaltenden Zustand unter anderem  darin, dass die einflussreiche israelische Lobby die außenpolitischen Entscheidungen der Vereinigten Staaten maßgeblich steuert. Es werden teilweise israelische Unternehmungen geschildert, die durch die Einmischung in den Nahost Konflikt, die Geschicke in den arabischen Ländern so  zu beeinflussen suchen, dass sie zu Gunsten  ihrer  Beziehung zu den USA nützen können.

Der blutige Konflikt zwischen Israel und Palästina wird vielseitig beurteilt und scheint verwoben in Machenschaften, Organisationen, politische Machthaberei und rücksichtslosen wirtschaftlichen Interessen. Doch eine dennoch einfache und klar zusehende Tatsache wird hier systematisch heruntergespielt. Das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Kontrahenten. Palästina ist ein mittelloser, armer Staat. Und dass dieser Staat seine Position durch terroristische Organisationen wie die Hamas verteidigt, ist angesichts der gravierenden politischen und gesellschaftlichen Zustände und des immer wachsenden Elends über kurz oder lang verständlich. Hier ist Israel verpflichtet eine gutwillige und parteilose Stellung zu signalisieren, um das Morden langfristig zu stoppen. Vor allem ist an dieser Stelle die überzogene militärische Reaktion der Israelis auf vereinzelte Anschläge zu erwähnen. Am 27 Dezember 2008 flogen Bomben in einer Menge von 100 Tonnen über den palästinensischen Küstenstreifen. Das war bis Heute der brutalste Krieg. Israel setzte hierbei Phosphorbomben ein. Dennoch sieht man Israel bedroht, trotz des wahnwitzigen Machtverhältnisses.

Als der südafrikanische Verfassungsrichter eine Untersuchung zur Kriegsführung einleitete, weigerte Israel die Zusammenarbeit. Warum wohl? Diese und einige andere unkooperativen Züge Israels veranlassten immer mehr Politiker dazu ihre Meinung über politische Interessen hinwegzusetzen.

Premierminister Recep Tayyip Erdogan ging mit einer emotionalen Rede  auf dem World Economic Forum in Davos in die Offensive. Er verurteilte alle Anwesenden welche die Rede Shimon Perez`s applaudierten als Mörder, da das Applaudieren israelischer Politik einem Mord gleichkomme. Er zitierte unter anderem einen bekannten Juden,  Gillad  Adsamoning : Das barbarische israelische Verbrechen ist die schlimmste aller Grausamkeiten

Außerdem  einen Professor der Universität Oxfort  für internationale  Beziehungen, Avi Shalom, der im israelischen Militär als Soldat tätig war. Er soll folgendes in  einem Interview mit der englischen Zeitung The Guardian gesagt haben: Israel hat den Preis zum Land der Verbrechen erhalten.

Fest steht, dass der Konflikt im Heiligen Land einen langen, schier unpassierbaren Weg vor sich hat. Fest steht auch, dass man in Bezug auf die aktuellen Herausforderungen nicht immer  nur an Terrorismus auf palästinensischer Seite denken sollte. Denn den praktizieren Israelis musterhaft. Und sie sind weder arm noch werden sie verfolgt.

 

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