Politik

Überleben ist keine Frage der Demokratie

Wer sich an die weltpolitische Lage zur Hochzeit der Corona-Pandemie erinnert: Der Syrien-Krieg stand im Schatten des teuflischen Corona-Virus. Trotz der humanitären Notlage in Syrien, blickte die Öffentlichkeit wie erstarrt in die Medien. Darin waren zu sehen: Apokalyptisch anmutende Vorbereitungen und Ansagen durch politische Größen und Wissenschaftler. Denn Europa und der übrige Westen führten ebenso Krieg. Ein Krieg gegen einen Gegner, der keine militärischen Ressourcen braucht. Einer, der wie aus dem Nichts kam und sich seinen Weg bis nach Europa gebahnt hatte. Wenn man metaphysischen Gedanken Vorrang gewährt, lässt sich der Situation sogar ein Sinn abgewinnen. Das Virus als richtendes Schwert und wenn es so weiter geht, könnte der Krieg an Bedeutung verlieren.

Nebenbei angemerkt: Es waren immer Kriege oder Seuchen die das menschliche Leben bedroht haben. So wie 1995 bis 1996. Die damals weltweit ausgebrochene Virusgrippe kostete 30.000 Menschen das Leben. Nach offiziellen Angaben waren 8,5 Mio. Menschen erkrankt. Doch dieser Virus ist anders. Nicht nur virologisch betrachtet. Covid-19 ist auf so vielen Ebenen suggestiv, politisch wie gesellschaftlich gewaltig und scheinbar auch mächtig. Es verschiebt Normative und die gewohnte Berechenbarkeit des Lebens, verhöhnt Wissenschaft und zivilisatorischen Fortschritt. Denn es ist das erste Virus, das weltweit Veranstaltungen zum Erliegen bringt und wegen dem öffentliche Institutionen und Schulen geschlossen werden.

Wieder einmal steht die Natur, seiner eigenen Knospe, dem fragilen Wesen des Menschen gegenüber. Schon Oswald Spengler hat in seinem Werk „Der Untergang des Abendlandes“ klar gemacht, wie irrsinnig der Wettlauf des Menschen gegen die Natur ist: „Natur ist die Gestalt, unter welcher der Mensch hoher Kulturen den unmittelbaren Eindrücken seiner Sinne Einheit und Bedeutung gibt“. Als Teil der Natur beginnt der Kampf des Menschen gegen die Natur demnach schon im Krieg. So auch in Syrien. Nun ist es daran, den Gegner zu wechseln. Völkerverständigung und Zusammenhalt neu zu definieren. Die Folgen des Virus enthalten so viele Affinitäten mit dem politischen Zeitgeist unserer Gegenwart. Der Krieg in Syrien – ein mutierter Utilitarismus. Blutig und bestialisch. Die menschliche Eigenart Krieg zu führen ist deshalb gleich in zweierlei Hinsicht konträr: Er möchte bekämpfen, was ihm dazu dient, die Welt und vor allem sich selbst zu verstehen. Gleichzeitig vernichtet er seine erst gewonnene hohe Kultur.

So kam das Virus nicht ohne eine konkrete Mitteilung, welche sich gewinnen lässt, wenn man die Dinge der Gegenwart zusammenführt. Das von der WHO schnell als Epidemie eingestufte Virus keilte sich in ein Komplex aus weltweit sozialer Ungerechtigkeit und politischer Intrigen. Eine Zeit in der Hass, Populismus, Kriege und unfassbare Brutalität gegen die Menschlichkeit in absurden Formen zutage traten. Eine Zeit, in der sich viele Menschen von dem Gedanken, Kinder auf die Welt zu setzen, angewidert fühlten. Eine Zeit, die uns an jener Morphologie der Menschheitsgeschichte zweifeln ließ, an dessen Ende der Frieden, der absolute Fortschritt und große Erkenntnisse stehen. Wir erforschen die Biologie, das Universum. Auch Viren hat der Mensch erforscht, sich aber keine weiteren Gedanken über seine Rolle zwischen Kosmos und Mikrokosmos gemacht. Tsunamis und Erdbeben hat der Mensch vergessen, sobald er den Despotismus der Natur überwunden hat. Danach begibt er sich wieder der Vernichtung seiner eigenen Natur. Dieses Mal wird er wohl nicht so schnell vergessen. Wenn er überhaupt die Gelegenheit dazu bekommt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert