Technologie

Der Algorithmus der Genialität

Hochentwickelte und leistungsfähige Softwaresysteme verändern unser Leben zunehmend. Aktuell setzen Computer- und Internetunternehmen auf lernende Systeme. Wachsende Datenmassen und komplexe Algorithmen steuern eine neue Ära in allen Bereichen des Lebens und der Wissenschaft an. Im Wettlauf um die Vorherrschaft in der digitalen Technologie scheuen Weltkonzerne keine Mühen und Kosten. Die Überlegenheit der menschlichen Intelligenz wird zunehmend in Frage gestellt.

Im Silicon Valley ist ein Wettbewerb im Gange, die Hollywoods renommierte Fantasy-Produzenten erblassen lässt. Die Ära der digitalen Mobilität wird derzeit von einem wahnwitzigen Technologiewettbewerb überschattet. Von einem Rennen großer Software-und Internetkonzerne, die sich einen festen Platz in der Zukunft der hochentwickelten Softwaretechnologie sichern wollen. Zeitgleich mit der vierten industriellen Revolution speisen Technologiekonzerne unermüdlich ihre intelligenten Systeme mit den Dingen der Welt ein. Das Ziel: Die Systeme sollen derart ausgereift und satt sein, dass sie in der Lage sind menschliche Entscheidungen abzunehmen und in nahezu allen wissenschaftlichen Bereichen unterstützend eingesetzt werden können. Gesteuert vom Utilitarismus des schnelllebigen Verbraucherverhaltens, verschlingen solche Projekte Unmengen an Geld.

Es sind Innovationen die unser Dasein schneller verändern könnten als es der Fernseher und das Telefon getan haben. Neben dem Menschen, als als das am höchsten entwickelte Wesen, treten nun zum ersten mal in der Geschichte seit der ersten industriellen Revolution hungrige Systeme, geflochten aus Algorithmen und Datenmassen, welche nach den Darstellungen der Konzerne den Menschen bald weit hinter sich lassen könnten. Dem Schlagwort Künstliche Intelligenz schließen sich Begriffe wie Deep Learnig, Neuronale Netzwerke und ausgereifte Algorithmen an. Wiewohl wir uns erst am Anfang einer vermutlich alles verändernden digitalen Epoche befinden, scheint bereits jetzt schon vieles anders zu sein. Erst kürzlich haben Facebook und Google ihre ambitionierten Pläne zur Künstlichen Intelligenz öffentlich gemacht. Die millionenschweren Investitionen lassen erahnen, welchen Stellenwert die Entwicklung hochintelligenter Systeme für führende Konzerne haben.

Der digitale Fortschritt verlässt den Bereich der Heimcomputer und Smartphones und visiert anhand der neuronalen Technologie die Medizin, die Kunst und das alltägliche Leben an. 1997 gab der Technologiekonzern IBM mit seinem Wunderknaben Watson den Startschuss im Kampf der Protagonisten um die digitale Weltherrschaft. Der Rechner Deep Blue gewann in einem Schachwettbewerb gegen den Weltmeister Garry Kasparov, dem Mohammed Ali unter den Schachspielern. Zunächst verwundernd. Doch ein kurzer Blick auf die technischen Daten erklärt alles. Der Rechner war in der Lage 200 Millionen Züge pro Sekunde zu berechnen. Doch es geht schon lange nicht mehr um Schachpartien oder eingrenzbare Bereiche von Fähigkeiten.

Dem seelenlosen Genie Deep Blue folgte Watson. Ein künstliches Kleinkind das ständig dazulernt. Es lernt sprechen, sinngemäß zu antworten und dabei auch noch sympathisch zu wirken. Das lernende Computersystem soll anhand der immer größer werdenden Datenmenge präzise antworten geben können. Die Sprache soll natürlich und menschlich gestaltet werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Fähigkeit zu logischen Schlussfolgerungen und Verknüpfungen. Auch Bewertungen, Vergleiche und Hypothesen sollen in den Verarbeitungen kombiniert werden können. Zur Findung einer treffenden Antwort laufen hunderte Algorithmen gleichzeitig. Der komplexe Prozess ermöglicht die Selektion sinnbezogener Antworten. In nicht allzu ferner Zukunft sollen Systeme dieser Art beispielsweise im Bereich der Medizin Anwendung finden. Denn laut einer von IBM dargelegten Studie sind lediglich 20% des Wissens der Ärzte, welche sie für Diagnosen und Behandlungen verwenden evidenzbasiert, also auf Basis empirischer Daten und Erkenntnisse. Die Folgen sind falsche oder unvollständige Diagnosen.

Auch Facebook hat die weltwirtschaftliche Strategie der künstlichen Intelligenz gewittert und heuert millionenschwere Softwareexperten an. Zuletzt den Computerwissenschaftler Yunn LeCunn. Der Mathematiker und Computeringenieur ist Direktor der Abteilung für Künstliche Intelligenz bei Facebook. Seine Fachbereiche sind vielversprechend. Neben Computational Neuroscience, bietet er auch innovative Ansätze zu Computer Vision ( maschinelles Sehen) und Mobile Robotics ( selbstständige Bewegung und Agitation). Begriffe die den meisten Menschen nichts sagen, aber Bezeichnungen einer tiefgreifenden Veränderung des Computers von morgen sind. Dabei ist der Begriff der Künstlichen Intelligenz aus Sicht der digitalen Entwicklung ziemlich ungenau gefasst. Im Höhenflug der Zukunftsträume großer Computer- und Internetunternehmen gerät die Definition menschlicher Intelligenz unberechtigt hinter den Hype um die künstliche Intelligenz. Denn die Besonderheit des menschlichen Gehirns kennzeichnet sich mehr durch das eigenständige Erlangen von Erkenntnissen und die daraus entstehenden Charaktereigenschaften und Vorlieben, als durch das Ansammeln von Datenmassen. Das Hervorbringen neuer Denkmuster, empirisch begründete Weltanschauungen und das Philosophieren über sich selbst sind jene Bereiche und Fähigkeiten, dessen die künstliche Intelligenz vermutlich die nächsten paar tausend Jahre ohnmächtig sein wird. Es steht außer Frage, dass hochentwickelte algorithmusgesteuerte Systeme unser Leben erleichtern und wissenschaftliche Bereiche richtungsweisend prägen werden. Doch der progressive Wettbewerb führender Computer- und Internetunternehmen gleicht der Schöpfung menschenähnlicher neuronalen Denkwerke. Ob diese Ambitionen auch insgeheim eine nonkonfirmistische und diktatorisch Haltung innerhalb der globalen Wirtschaft anstreben, oder lediglich Erleichterung und Fortschritt herbeibringen, ist nur schwer zu beantworten.

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