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Genetische Aktivitätsmuster verraten Tuberkuloseausbruch

Einem internationalen Team an Wissenschaftlern an dem auch Forscher des Max-Planck-Instituts  beteiligt waren, ist ein Durchbruch im Diagnoseverfahren zur Tuberkulose gelungen. Mittels eines Bluttests sollen Genaktivitäten im Blut bestimmten Aktivitätsmustern zugeordnet werden können, die auf einen Tuberkuloseausbruch hinweisen.

Die weltweit verbreitete Infektionskrankheit Tuberkulose ist schon lange Gegenstand ambitionierter Forschungsunternehmungen. Bislang stand sie im Schatten des HIV, Hepatitis C und anderen Infektionskrankheiten. Der global tuberculosis report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnte für das Jahr 2012 1,3 Millionen Fälle nachweisen, bei denen der Verlauf der Krankheit tödlich endete. Praktisch jede Sekunde kommt ein Fall hinzu indem sich jemand infiziert. Weltweit sterben täglich 4000 Menschen an Tuberkulose. Dabei sind viele Menschen infiziert ohne es zu wissen. Bei weniger als 10% bricht die Tuberkulose in ihrem typischen Verlauf aus. Aktuell ist ein Drittel der Weltbevölkerung betroffen. Wie bei anderen Infektionskrankheiten auch stellt der Erreger Mycobakterium tuberculosis eine besonders besorgniserregende Verbreitung in Ländern dar, in denen der Stand der Medizin und der technischen Möglichkeiten bedingt durch Armut und fehlendem Gesundheitswesen kein effektives Entgegenwirken ermöglicht.

Mit dem Durchbruch eines neuen Diagnoseverfahrens das ein internationales Forscherteam entwickelt hat, an dem auch Forscher des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin beteiligt waren, könnte der Medizin der nötige Vorsprung in der Behandlung der Infektionskrankheit verliehen werden. Der Tuberkulosetest kann den Ausbruch einer latenten Infektion zuverlässig voraussagen noch bevor die Krankheit in die aktive Phase übergeht. Das ermöglicht den vorbereiteten Umgang mit dem Verlauf der Krankheit das eine gezielte Versorgung vereinfacht. Obwohl sich das Blutbild zwischen einer latenten und aktiven Tuberkulose unterscheidet, war es bis heute unmöglich vorauszusagen, ob und wann der Infizierte eine aktive Tuberkulose entwickeln wird.

Die Wissenschaftler haben ein Bluttest entwickelt, das durch spezifische Biomarker Aufschluss über krankhafte Prozesse im Körper geben kann. Diese können prognostisch verwertet werden und dienen als Indikatoren für einen möglichen Ausbruch. Auf diese Weise kann die Entstehung einer aktiven Tuberkulose mit 75 prozentiger Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden. Biomarker können Gene oder Moleküle oder auch eine Zelle sein mit dem Veränderungen im Körper nachgewiesen werden können. Zunächst jedoch hatten Wissenschaftler der South African Tuberculosis Vaccine Initiative (SATVI) und des Center for Infectoius Disease Research (CIDR) zur Feststellung von Unterschieden zwischen latenter und aktiver Tuberkulose Blutproben gesammelt. Zwei Jahre lang beobachteten sie die ausgewerteten Genaktivitäten der Blutproben von mehr als 10000 Menschen aus Südafrika und Gambia. Im Blut von Personen die später eine aktive Tuberkulose entwickeln, konnte die Aktivität bestimmter Gene in Immunzellen beobachtet werden. Der Bluttest zur Genaktivität soll künftig das Aktivitätsmuster potenzieller Tuberkulosepatienten entlarven. „Ein solcher Test könnte das Auftreten der Krankheit schon mehr als ein Jahr im Voraus vorhersagen, bevor die Krankheit ausbricht“, sagte der Leiter der Studie Willem Hanekom von der Universität Kapstadt.

Im weiteren Verlauf soll der Bluttest einer klinischen Studie unterzogen werden, um nach möglichen Therapien gegen den Verlauf der vorhergesehenen Krankheit zu suchen. Eine zusätzliche Sicherheit soll der noch in Entwicklung befindliche panafrikanische Biomarker-Test für Tuberkulose sein. Geleitet wird die Forschung von Stefan H.E. Kaufmann vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Hierbei nehmen Gruppen von Versuchsteilnehmern aus verschiedenen Teilen Afrikas teil, um zusätzlich Unterschiede zwischen Patientenpopulationen und Erregertypen miteinzubeziehen. Dabei deuten die Ergebnisse auf das selbe Genprofil für ein erhöhtes Tuberkuloserisiko hin. Die Veröffentlichung ist zum Ende des Jahres vorgesehen.

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