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Satire darf plötzlich doch nicht mehr alles. Meinungsfreiheit mit Bedingungen.

Die Satire – verbannt, vergessen, ignoriert und in den Dienst der wissenschaftlichen Denkordnung gestellt.

Viele Menschen haben nur eine wage Vermutung darüber, worin der konkrete Unterschied zwischen Comedy und Satire liegen könnte. Satire, oft etwas bitter, für manche witzig, für andere provokant. In der Regel mit überspitztem Humor verbunden, soll es unterhalten und in den meisten Fällen zum Nachdenken anregen. Im Grunde einer der kulturellen Pfeiler, die die Demokratie durch Meinungspluralität am Leben erhalten. Während der medialen Hyperpublikation zur Zeit der Corona-Pandemie hatten die einstigen Verfechter der Satire plötzlich doch kein Humor und die demokratisch kaum zu unterschätzende Notwendigkeit dieses überaus genialen journalistischen und kabarettistischen Handwerks ist ins Hintertreffen geraten. Verbannt, vergessen, ignoriert und viel später in den Dienst der statistischen und wissenschaftlichen Wahrheit gestellt. Das heißt: Es durfte nur noch schmerzfrei gewitzelt werden. Selbst die öffentlich rechtlichen Sender, erlaubten sich keinen Spaß über die politischen Verwirrungen, die sich im Laufe der Pandemie ergeben haben. Satire darf nämlich nur noch auf konkreten Wunsch hin und höchstens bei medial wahrgenommener Erlaubnis und der kollektiven Zustimmung wichtigster kleinpolitischer Ja-Sager zum Schmunzeln bringen. Gezwungen in ein panisch angefertigtes Normativ vermeintlich notwendiger Verhaltens- und Sprechregeln. Gezwungen zur moralischen Steifheit, vorgegeben durch eine Gruppe selbstgerechter Lobbysympathisanten ohne Nebenjob. Neorevolutionäre Bewegungsakteure aus grün-affinen Milieus, die die Pandemie als Zeitpunkt einer neuen Werteordnung begreifen, lehnen sich plötzlich gegen alles auf, was nicht ihrer hoch eingestuften Ideologie im Sinne eines historischen Erwachens entspricht. Woke möchte man sein, und man möchte alle Auslöser jedweder sozialer und politischer Ungerechtigkeit mitten in der Pandemie erkannt haben.

Kaum Vielfalt und Meinungspluralität in der Zeit der Corona-Pandemie. Jetzt möchte man plötzlich „woke“ sein.

Nach einer primitiven und demokratiefeindlichen deutschen Corona-Debatte, in dem man nur noch zwei politisch gefärbte Lager sah, kaum gegenläufige und kritische Stimmen zuließ, hetzt man nun, von den gesellschaftlichen Folgen der Corona-Poitik noch nicht erholt, in die Regenbogen-Religion. Wild wird nun gepinselt wo es nur geht und jeder Politiker bekennt sich seiner tiefen und aufrichtigen Verbundenheit zur Diversität. Ich wusste bis Dato nicht einmal davon, dass es eine ernsthafte Ausgrenzung und Verfolgung dieser Menschen in Deutschland gab. Nun bin ich aber überzeugt, dass Deutschland bis 2019 in mittelalterlichen Zuständen gelebt hat. Aber wir wechseln ja nicht nur Stimmung und Moralbegriffe. Die geistigen Sprünge geraten regelrecht von Dimension zu Dimension. Erkennbar daran, dass alle aktuellen politisch-gesellschaftlichen Konstrukte geistiger Transformationen als eine Art Unterordnung vorangegangener Debatten erscheinen. Wer sich also gegen die Impfpflicht bekennt ist zwingend rechtsideologisch geprägt, mindestens aber Querdenker. Und wer die Genderdebatte in einem unverhältnismäßigen politischen Zusammenhang sieht, ist verklemmt, schwulenfeindlich und ja……bestimmt auch rechts. Und wer nicht gendert ist ohne Zweifel frauenfeindlich und in letzter Konsequenz chauvinistisch. Eine geistige Inzucht also, in der keine Idee für sich stehen kann.

Die Corona-Politik offenbarte ein beispielloses Multiversagen kultureller, gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse.

Eine solches Kollabieren und Multiversagen wurde seit der Entdeckung des HIV Virus bislang keiner Krankheit zuteil. Und so ist es, wenn auch mit bitterem Beigeschmack, nicht verwunderlich, dass das Kabarett sein Zoll zahlen musste. Als populärstes Beispiel kann hier der verhängnisvolle Auftritt der Kabarettistin Lisa Fitz erwähnt werden. Im wuchtigen bayrisch kritisierte sie den Wirbel um die unaufhörlichen Corona-Debatten. Die verantwortlichen Akteure würden „poltern“ und „da wäre Donald Trump ein Teddy- Bär dagegen. 5000 Corona- Fälle würden zu einem „bundesweiten Halali aufgeblasen“ werden. Stimmt nicht? Ja und? Nochmal: Worum geht es in der Satire nun eigentlich? Es geht um aufreiben, belustigen, überspitzen, verballhornen, übertreiben, Dampf ablassen, aufstacheln und provozieren. Satire ist all dem verpflichtet, aber niemals der Angabe statistisch korrekter Zahlen oder der genauen Darstellung gesellschaftlicher, politischer oder zeitgeschichtlicher Themen. Offenkundiger Rassismus und die Verharmlosung des Nationalsozialismus und seiner Gräueltaten sind hiervon ausgenommen. Und ja, außer dieser Themen darf sich die Satire über alles auslassen. Sie darf gerade dann über Grenzen gehen, wenn wir uns in einer epochalen Blase der Selbstregulierung befinden. Sie darf dann zuschlagen, wenn wir im Zustand der Paralyse vorgeben, eine Art globales Bewusstsein zu entwickeln und freier werden. Sie darf dann unangenehm werden, wenn eine Hand voll Mediziner und Politiker ohne Anschluss an eine global vernetzte wissenschaftliche und politische Arbeitsgemeinschaft tiefgreifende Entscheidungen trifft und trotz fehlender digitalisierter und exakter Evaluation von sich behauptet alles richtig gemacht zu haben. Und schlimm ist es dann, wenn Forscher wie Drosten die Kompetenz und Fachkundigkeit ihrer Kollegen und Kolleginnen klein reden, sich auf eine Podest der Unermesslichkeit erheben und ihre Diktate herunter schreien. Für Kritik muss niemand Abitur in der Tasche haben. Es ist diese eine Würde, die uns bleibt, wenn wir uns bedrängt und nicht mehr wohl fühlen. Wenn wir Angst haben und nicht vertrauen. Und Revolution und Widerstand gingen nie von einer Gruppierung elitärer Akademiker und Gelehrter aus. Es waren immer Bauern, Wanderarbeiter, Arme und Geriebene und Verfolgte. Und auch heute sind es solche, denen man in überheblicher Arroganz sagt, dass sie zu dumm seien um die Corona-Politik kritisieren zu dürfen. Zu unwürdig, um Zuflucht in der Satire finden zu dürfen und seine Gedanken auch einmal ohne strenge Muster einer freien Entfaltung zu öffnen.

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