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Stimulation durch Kunst

  1. Jeff Koon`s Tulpenstrauß in Hannover

 

Der österreichische Journalist und Schriftsteller Egon Friedell, der in seinem Lebenswerk „Kulturgeschichte der Neuzeit“, als Kritiker des geschichtswissenschaftlichen Handwerks ebenso scharf auftritt, wie ein mit eindringlichen Wörtern hantierender Kulturphilosoph, hatte die Kunst in eine klare hierarchische Ordnung geschoben. Die Wissenschaft muss demnach dem „Willen die Welt unvollständig zu sehen“, wie Friedell den künstlerischen Aspekt einst beschrieb, den Vortritt lassen. Kunst sei, so Friedell, subjektive und parteiische Bevorzugung gewisser Wirklichkeitselemente, sei Auswahl und Umstellung, Schatten und Lichtverteilung. Der Leser erfährt, dass in diesem Zusammenhang, im Reich des Geisteswesens, die Wissenschaft lediglich die unterste Stufe einnimmt. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass Friedell es ohnehin für unmöglich hielt, den Begriff der Wissenschaft auf die Geschichtsforschung zu übertragen. Denn, wo das Leben beginne höre die Wissenschaft auf. Wo die Wissenschaft beginne, höre das Leben auf. Der Historiker sei nichts anderes als ein Dichter, der sich den strengsten Naturalismus zum unverbrüchlichen Grundsatz gemacht habe. Wie dem auch sei. Dass die Wissenschaft und seine Anwendung sich an vielen Stellen mit den Eigenheiten der Kunst überschneidet, scheint auch für heutige Forscher kein Widerspruch zu sein. So sehen es scheinbar auch Wissenschaftler des US- amerikanischen Zuckerman-Instituts. Allen voran Dr. Eric Kandel. Der Universitätsprofessor der im Columbia University Medical Center Neurowissenschaften, Biochemie und molekulare Biophysik unterrichtet, ist unter anderem für seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Lern- und Erinnerungsfähigkeit des Gehirns bekannt. So wurde der populäre Künstler Jeff Koons von Dr. Kandel und dem Zuckerman Institut eingeladen, um in die vielschichtige Forschungswelt der Wissenschaftler einzutauchen. Das Moretimer B. Zuckerman Institut für Gehirnforschung spricht vom spannenden Potenzial der Brückenbildung zwischen den Disziplinen. Koon wurde vom Whitney Museum als eine der bedeutendsten, einflussreichsten und umstrittensten Künstler der Nachkriegszeit erklärt. Nun soll es ein fruchtbares Treffen mit den Zuckerman-Forschern geben. Mitinbegriffen sind der Besuch von Laboratorien und der Austausch von Ideen mit den Wissenschaftlern. Im Gegenzug sollen die Forscher Einblick durch ein Symposium in die kreative Arbeit von Koon erhalten. Dr. Kandel, Empfänger des Nobelpreises 2000 für Physiologie und Direktor der medizinischen Abteilung des Zuckerman-Instituts, erhofft sich durch den interdisziplinären Austausch eine produktive Anregung für Kunst und Wissenschaft gleichermaßen. Es ist nicht die erste Annäherung die Koon mit der Wissenschaft wagt. Schon für das Werk „One Ball Total Equilibrium“ schuf er gemeinsam mit dem Physiker und Nobelpreisträger Feynman, die Illusion eines der Schwerkraft entgehenden Basketballs. Insgesamt dreht sich Koon`s Kunst um wichtige Fragen wie der Erinnerung und Wahrnehmung, die insgesamt auch die Erforschung des Gehirns betreffen. „Die Gelegenheit, sich mit Wissenschaftlern auseinanderzusetzen und zu verstehen, wie wir denken und kommunizieren, ist spannend“, erklärte Koons. “ Er Habe Eric Kandel auf der Charlie Rose Show gesehen und wollte seither ein Dialog mit jemandem wie ihm haben. Mit jemandem, der das Gedächtnis, die Zeit und die Reflexion aus einer wissenschaftlichen Perspektive betrachtet.

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