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Der „Zappelphilip“ aus der Berghöhle

Jungen werden in der Schule im Allgemeinen als aggressiver und verhaltensauffälliger eingeschätzt und wahrgenommen. In den letzten Jahren sind Vermutungen laut geworden, dass die psychisch auffällige Entwicklung der Jungen  mit der wachsenden Nutzung digitaler Medien zusammenhängen könnte. Doch das ist nur ein kleiner Einblick in die vielfältigen Faktoren die in Frage kommen könnten.

Im Kontrast dazu steht der sorglos wirkende Junge an der Bushaltestelle und tippt auf seinem Mobiltelefon vor sich hin. Auch in der Pubertät ziehen sich die meisten Jungen in ihre eigene Welt aus Computerspiele und Cliquentreffs zurück. Die meisten sind sprechfaul und unordentlich. Alles unauffällig? Aber auch zur Depression gehören Schweigsamkeit und Zurückhaltung. Der erhöhte Alkoholkonsum könnte dazu ein Indiz sein. Denn Jugendliche greifen bei inneren Konflikten schnell zu den üblichen Mitteln. Doch warum sollten ausgerechnet Jungs so gefährdet sein? Mehrere Studien belegen inzwischen  was bislang als Getuschel zwischen den Geschlechtern galt. Jungs sind demnach verhaltensauffälliger als Mädchen.

Vor allem Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sowie der exzessive Medienkonsum sind die häufigsten Erscheinungen. Das ging 2013 aus dem „Männergesundheitsbericht“ der Stiftung Männergesundheit und der Deutschen Krankenversicherung DKV hervor. Als ausschlaggebend wird unter anderem die unkontrollierte Nutzung des Computers und der Spielekonsolen angeführt. Jungen ziehen sich geradezu in eine andere Realität zurück, während Mädchen bei Konflikten in sich gehen und nach Ursachen suchen. Neben dem auffälligen Umgang mit dem Computer sind da auch die Raufereien in der Schule. Immer wird geboxt, getreten und gehänselt. Dabei sollte das aktive Verhalten heranwachsender „Männer“ nicht  sofort mit psychischen Auffälligkeiten in Verbindung gebracht werden.

Dieses im Grunde normale Verhalten gehört  nach dem Urteil vieler Psychologen zur Selbstfindung und männlichen Entwicklung.  Schuld daran ist der erhöhte Testosteronspiegel. Dadurch sind Jungen insgesamt aktiver als Mädchen. Matthias Stiehler ist Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit und sieht in der Einschätzung der Verhaltensweisen zwischen Jungen und Mädchen einen entscheidenden gesellschaftlichen Faktor als bestimmend. Demnach seien externalisiertes Verhalten wie Hyperaktivität und Aggressivität immer weniger erwünscht. Die Lehrpläne sehen keinen angemessenen Puffer für überschüssige Energien vor. Das dominante Verhalten der Jungs wird einfach unter Sanktionen gestellt und somit im Saum gehalten.

Mit  Verhaltensauffälligkeiten sind aber nicht nur Jungs belastet. Auch Mädchen sind eine exakte Reflexion unserer sich stetig wandelnden Gesellschaft. Sie integrieren sich immer schwieriger in sozialen Systemen. Das Robert-Koch-Institut konkretisiert unsere Wahrnehmungen in Zahlen. Auffällig sind demnach zwölf Prozent der Mädchen und achtzehn Prozent der Jungen. Darunter leiden viele unter Angst und sogar Depressionen. Mädchen neigen öfter zu Essstörungen als Jungs. Die Probleme beginnen häufig schon in der Wiege. Die Sensibilität der Eltern und dessen Einsatz können über vieles entscheiden. Entsprechende Signale die vom Baby ausgehen lösen bei den Eltern Reaktionen aus, so dass das Kind Zuwendung erfährt. Bleibt diese Reaktion durch Überforderung der Eltern aus, kann das schwere Folgen für die spätere Beziehung haben.

Von beunruhigenden Auffälligkeiten spricht auch die Kinderpsychiaterin Beate Herpertz- Dahlmann von der Aachener Universitätsklinik. Mit ihrer Kollegin zusammen forderte sie im Deutschen Ärzteblatt Heranwachsende rechtzeitig zu untersuchen. Aber auch Erwartungen in unserer Gesellschaft tragen ihren Teil zur Beurteilung  eines Verhaltens bei. Inzwischen tendiert unsere Gesellschaft dazu leicht auffälliges Verhalten in aller Ambition für die Sozialverantwortung zu pathologisieren. Der sogenannte „Zappelphilipp“ wird zum Gegenstand zahlreicher psychologischer Studien. Die Bundespsychotherapeutenkammer hat ein herrlich provokantes Symposium unter dem Titel „Junge“ – Pathologisierung eines Geschlechts? Veranstaltet. Immerhin. Jungs verursachen durch ihr ungewolltes Verhalten 20 % höhere allgemeine Krankheitskosten die bei psychischen Krankheiten sogar das Doppelte betragen. Außerdem erhalten Jungs mehr Antipsychotika und nehmen stationäre Behandlungen öfter in Anspruch als Mädchen.

Quellen:

Spiegel online
Die Welt
Ärzteblatt.de

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