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Religiöse Menschen sind weniger depressiv

Seit jeher beschäftigt sich der Mensch mit der Natur, da er sich unmittelbar als wesentlichen Bestandteil seiner ineinander greifenden Umgebung sieht. Er versucht auf verschiedenste Weise seine Empfindungen und sein Handeln mit dem Dasein der Natur in Verbindung zu bringen. Dabei verlässt er sich nicht bloß auf sein Auge und macht Sprünge in die transzendentale Realität.

Verschiedene Begriffswelten, sogenannte Universalien, ergänzen die unersättliche Vorstellungskraft des Menschen, dem die Welt nicht genügen kann. Ergänzende, und das beobachtete System klärende Faktoren werden gesucht. Dabei wird in der logischen Schlussfolgerung jeder Vorgang berücksichtigt, um ein vereinfachtes Bild vom komplexen Zusammenhang des Lebens und dessen Einwirkung auf den menschlichen Geist zu gestalten.  Doch warum strebt der Mensch überhaupt eine Ergründung seines Geistes und seiner Existenz an?

Philosophen aus dem Abendland haben uns auf verschiedenste Weise gezeigt, das Sein mit unseren Empfindungen zu verknüpfen. Es ist von äußerster Bedeutung, dass jeder Mensch auf seine Weise moralische Werte, geistige Gedankenwege, normative festgelegte Handlungsmuster und die Verbindung zu übersinnlichen Erfahrungen selbst hinterfragt, um so einen kritik-und strapazierfähigen Geist zu entwickeln. Doch in unserer Gesellschaft in der der schnelle Informationsfluss und die verkürzten Wege Überhand nehmen, wird uns die Möglichkeit genommen, Situationen aus verschiedenen Perspektiven zu erörtern und Geschehnisse auf Tathergänge und Hintergründe zu untersuchen.

So bleibt oft eine einseitig festgefahrene Betrachtungsweise zurück und äußert sich meist in extremen Weltanschauungen. Ähnlich könnte man auch die Depression beschreiben. Abgebrochene Gedanken und ungeklärte Gefühle in Bezug auf unsere Umgebung verleiten uns zur Kreation eigener Sichtweisen, dessen negative Elemente wir unbegründet auf unsere Handlung und Persönlichkeit zurückführen. Der depressive Mensch sieht sich in der herausfordernden Gesellschaft vielfach gescheitert. Er hat das Gefühl mit seinen Begabungen und Fähigkeiten an der harten Realität gebrochen zu sein und macht sich Vorwürfe. 

Nun sucht er nach einem neuen Sinn, um notgedrungen seinem Dasein einen befriedigenden Wert zu geben und um sein Glauben an die eigene Persönlichkeit nicht zu verlieren. Es ist also eine ewige Reise der Seele. Bis zum scheitern der neuen Lebensphilosophie verläuft alles gut. Doch der nächste Kollaps steht schon vor der Tür. Im Grunde sucht der Betroffene stets nach einem logischen Zusammenhang der aufeinanderfolgenden Erlebnisse und versucht diese  seinem eingeschätzten Verdienst, zusammengesetzt durch Leistungen und Erwartungen, anzugleichen.

Die Depression kann aber auch als eine Suche nach dem Ungewissen und Undefinierbaren beschrieben werden. Viele Betroffene erkennen zunächst eine Depression nicht und suchen nach abstrakten Fehlern. Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit rühren aus der dogmatischen Haltung zur negativen Selbsteinschätzung. Es gibt Menschen die ihre Depression selbst besiegen. Und es gibt auch solche, die selbst nach jahrelanger Therapie chronisch depressionsgefährdet bleiben. Die Columbia University in New York hat  aus Hirnscans von 103 Personen eine interessante Studie über Depressionsanfälligkeit unter den gläubigen Menschen herausgegeben.

Dabei wurden bewusst genetisch veranlagte Testpersonen untersucht. Das Ergebnis: Tiefreligiöse Menschen sind deutlich resistenter gegen eine depressive Lebensphase als jene die von Gott nichts halten. Selbst dann, wenn eine erhöhte Gefahr durch erbliche Bedingungen besteht. Dagegen wir angeführt, dass diese Studie eine weitere Tatsache verrät, welche von Wissenschaftlern als eigentliche Ursache für den positiven Effekt der Religiosität angesehen wird. Denn die USA ist ein überdurchschnittlich religiöser Staat. Dadurch folgern Experten, dass vielmehr die Integration und die folgende Anerkennung durch gleichgesinnte Menschen der eigentliche Auslöser des geistigen Wohlbefindens sind.

Dies jedoch könnte zu der Frage führen, ob es sich überhaupt noch um eine religionsspezifische Forschung handelt. Denn die Auslegung der Wissenschaftler rückt stark in die Sozialwissenschaften. Dennoch ergab sich in weiteren Studien, unter anderem von der Humboldt Universität und der University of Southhampton, dass sich in wenig religiösen Staaten wie Deutschland oder Niederlande Menschen in ihrem Wohlbefinden nicht unterscheiden. Dennoch ist in dieser Studie die Religion ein ausschlaggebender Faktor. Denn eine soziale Anerkennung kann ja vielfach erlebt werden. Aber in Verbindung mit Religion scheint sie ihre Aufgabe zu erfüllen. Religiöse Menschen haben zudem ein geringeres Risiko eine Herzkrankheit zu erleiden oder an Bluthochdruck zu erkranken.

Zudem wurden Unterschiede in der körperlichen Abwehr festgestellt. Die rituellen Abläufe des Gebets, die Gegenseitige Fürsorge und die soziale Bindung sind hier wesentliche Elemente für das geistige Wohlbefinden. Im Islam zum Beispiel ist der Konsum von Alkohol von vornherein ausgeschlossen. Damit ist der Alkoholmissbrauch im Zusammenhang mit Depression in den islamischen Staaten wenig bis gar nicht vorhanden. Noch immer aber gehört die Depression zu den am meisten unterschätzten Krankheiten. Dabei ist sie ein typisches Merkmal der modernen und gleichzeitig gespaltenen Gesellschaft.

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