Feuilleton

Das Internet als Epoche der Weltgeschichte

Das Internet verbindet, verkleinert und schafft eine ungewohnte Dimension von Machtverhältnissen und Transparenz. Eine neue, bislang ungekannte Freiheit hat sich uns durch den digitalen Umbruch aufgetan. Aber ist das alles wirklich so bedeutend?

Es gibt eine ziemlich einfache Faustformel um herauszufinden, ob eine bevorstehende soziale oder wirtschaftliche Neuigkeit von historischer Bedeutung ist oder nicht. Dabei entscheidet, ja genau, das Beteiligungs- und irgendwann auch Abhängigkeitspotenzial der Weltwirtschaft und der Gesellschaft. Nicht zu vergessen ist auch, dass die bevorstehende Neuigkeit unbedingt in der Lage sein sollte Monopole und Eliten in die Knie zu zwingen. Dem folgt meistens eine auf diese veränderte Bedingung bauende, neue Form der Kommunikation und Vernetzung mittels bis dahin unbekannter Medien. Unausgesprochene oder gar neue Ideologien nehmen Position in ermüdeten Geistern und entfachen eine warnende Unruhe. Symptomatisch ist in der fortgeschrittenen Phase auch, dass sich verschiedenste politische oder unabhängige Gruppierungen vereinen, die getrieben von der Angst um ihren bestehenden Einfluss, durch kreative Politik und Machtausübung die gefürchtete progressive Entwicklung zu dezimieren suchen. Die Schlüsselwörter hierfür sind Repression und Diktatur.

Aber nicht nur in den politischen Riegen brodelt es. Auch die mit der Neuigkeit konfrontierte Gesellschaft ist sozial und politisch unschlüssig und kann keine klare Position beziehen. Es ist eine klassische Folge für Umbrüche die unbegrenzte Freiheit und eine neue Weltordnung erahnen lassen. Am Ende sollte man nämlich wissen, auf welcher Seite man stehen möchte. So geht es schon die ganze Weltgeschichte lang, jedoch aber mindestens seit Machiavelli und Gutenberg. Kirchen, Klöster und die ihr angehörenden Akteure dachten wohl kaum daran, dass ein technologischer Fortschritt wie der Letterndruck ihre Monopolstellung und damit ihre Autorität in der Wissenschaft beenden, geschweige denn die Wissenschaft massentauglich verbreiten könnte. Auch hier hatten wir es nicht nur mit völlig überforderten und zum Teil verängstigten Rezipienten, sondern auch mit lang anhaltenden Versuchen und Erlassen freiheitsfeindlicher Obrigkeiten zu tun. Betrachtet als Geschichte und Eigenart der Demokratie, in der sich außerhalb und unabhängig vom alten Griechenland überall in der Welt eine Einigkeit als Ergebnis einer vernunftgeleiteten Absicht ergibt, drängt sich die Annahme auf, dass der Begriff Demokratie eine endgültigen Zustand beschreiben will, während sie eine stete Entwicklung ist, ja eine Energie, die uns dieser Tage wieder spürbar zuteil wird.

Denn das Internet ist derzeit das neueste Gesicht einer Energie die um sich schlägt, formt und generiert. Wir befinden uns übrigens auch in einer philosophisch betrachtet äußerst verwirrenden Situation, da wir uns nicht wie einst an eine strikte und logisch konsistente Erkenntnismethode halten können. Während wir eine deduktive Vorgehensweise, in dem wir vom Allgemeinen auf das spezielle schließen, in den politischen Beurteilungen als gefährlich einstufen, ist die induktive nicht besser gestellt. Wissenschaft und Philosophie ringen als Instrumentarium um die Wahrheitsfindung und werden nicht einmal richtig eingesetzt. Binnen 1000 Jahren werden Zuckerberg und Jobs unfreiwillig Protagonisten einer Epoche, in der das politische Verhalten des digitalen Umbruchs ein vermutlich wissenschaftlich und historisch viel differenzierteres Dokument des freiheitlichen Wahnsinns wird, als das in der Französischen Revolution. Mit dem bedeutenden Unterschied, dass die Machtverteilung eine ganz andere ist, zumal es nicht wirklich um grundlegende Veränderungen bestehender Verhältnisse geht. Rechtspopulisten, religiöse Fundamentalisten, politische Größen und Unternehmer liefern sich im Netz ein sinnloses Kopf an Kopf rennen und produzieren Gift. Gift welches Mut und Willen für neue Wege ausbremst. Und sie glauben ernsthaft dabei, dass sie sich in einer an die Welt sprechende Position befinden. Aber auch wenn wir nun schon seit 15 Jahren vom Internet und dessen vielfältigen Einfluss auf unser Dasein sprechen, wird auch diese Zeit, wenn unsere Welt weiter besteht, nur noch ein selten erwähntes Thema sein, dem sich nur eine kleine Gruppe von Intellektuellen freiwillig schließen wird.

0 Gedanken zu „Das Internet als Epoche der Weltgeschichte

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