Menschen

Deutschland sucht den Supertrottel

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Dumm-TV ist ein sehr junges Wortspiel. Die nähere Deutung bleibt dabei oft aus, da die in den letzten 10 Jahren ausgestrahlten Sendungen womöglich die eigentlichen Grenzen dieses Begriffs in einer unvorstellbaren Dimension überschritten haben. Fachspezifische Umschreibungen die mit den Entwicklungen in den Medien schritthalten sollten, kommen also der Fülle an Programmangeboten nicht nach oder fehlen ganz. Fernsehen ist wohl ein Medium, dass sich weder vom Aufschrei der Bevölkerung  noch von gravierenden Statistiken kleinkriegen lässt. Nicht einmal wenn es eindeutige Studien unterstreichen. Alle begegnen dem Fernsehen als Quereinsteiger. Niemand wird vorbereitet auf mögliche moralische und kulturelle Entgleisung die das Fernsehen durchaus herbeiführen kann. Fernsehen gehört zum Erwachsenwerden dazu. Hier kann jeder Mensch die Stabilität und die Filter seines Geistes durch den medialen Shitstorm rauschen lassen und sehen wie viel am Ende von den eigenen Überzeugungen und Fähigkeiten übrig geblieben ist. Und die Latte wird dabei immer höher gesetzt. Denn auch die Liga der „Shitstormisten“ hat sich die Begriffswelt der gebildeten einverleibt und scheint ihre Position immer und überall verteidigen zu können. Dieter Bohlen ist so ein Rekrut dieser Liga, der sich im Privatfernsehen einen Namen als Musikkenner gemacht hat, auch wenn es Jahre her ist, das er musikalisch erfolgreich war. Von wegen die Jugendlichen respektieren die alten Menschen nicht. Dem Dieter liegen junge Frauen wie Männer zu Füßen. Dieter ist ihre letzte Hoffnung und er lehrt sie das Leben und die Musik gleichermaßen zu fürchten. Wenn er sagt du bist scheiße, dann bist du scheiße. Und  wenn er sagt, dass dieselben Töne eines Kandidaten zu hören sind, wenn er seinem Hund eine Wurst in den Arsch drückt, dann ist es so. Sänger Sein oder nicht Sein erweitert  die Philosophie um eine Verzweigung in der der Mainstream einer kommerziellen Diktatur folgt. Seit zehn Jahren wütet nun schon die Dieter Dynastie im Privatfernsehen. Beschwerden aus der Bevölkerung die mit Sorge auf das soziale Verhalten und die ethische Entwicklung der Kinder hinweisen, möchte er nicht gehört haben. Antisoziales Verhalten ist da so ein Begriff mit dem sich Dieter in Zukunft wohl öfter beschäftigen wird. Denn die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM)  hat es auf Dieter abgesehen und konfrontiert ihn mit solcherlei Begriffen. Zur Selbstkontrolle hat Dieter eine Zeit lang jedes Mal ein Euro in sein Sparschwein geschmissen, wenn er das Wort Scheiße gesagt hat. Auch diese Therapie verlor an Effektivität, denn der Dieter war von so vielen scheiß Sängern sichtlich überfordert. Born to Disrespect  könnte man sich bei Dieter als Lebensmotto vorstellen. Dieter kann mit jeder Ausrede kommen um seine Umgangsform zu relativieren, aber nicht damit, dass solche verbalen Attacken nicht zur Sendung gehören. Denn der Vorsitzende der KJM, Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring ist sich sicher, dass es sich hier nicht um eine singuläre Entgleisung, sondern um eine bewusste Inszenierung der Sender handelt. Umso schlimmer. Erniedrigung als Mittel zum Zweck. Das Verfolgen kommerzieller Ziele durch Umgehung moralischer Wertvorstellungen kann als die Stunde der Fernsehgeschichte gesehen werden, in dem Menschlichkeit ihrer Rolle entledigt wurde. Und weiter heißt es von der KJM:

 In einem Massenmedium werde vorgeführt, wie Menschen herabgesetzt, verspottet und lächerlich gemacht werden. Antisoziales Verhalten werde auf diese Weise als Normalität dargestellt. Dies könne Werten wie Mitgefühl, Respekt und Solidarität mit anderen entgegenwirken. 

Hier werden kostengünstige menschliche Produkte für die Klatschpresse abgerichtet. Alle Mittel sind erlaubt. Erniedrigung, Zur Schau Stellung, Belustigung. Zwischendurch widmet man sich einer traurigen Lebensgeschichte die ein Kandidat vor seinem Auftritt zu einer begleitenden traurigen Musik preisgibt. Dann ist aber auch wieder gut mit der sozialen Schiene. Je eigensinniger und dümmer die Kandidaten in den Augen der Jury sind, desto größer die Belustigung und damit die Unterhaltung von Situationsgeiern, die sich sonst nicht mehr so toll vorkommen würden.  Und es sind immer dieselben Ermutigungen die die Beteiligten anspornen. Hier kann man auf exhibitionistische Weise seinem Minderwertigkeitskomplex entgegenwirken. Immer hört man „Wow sexy“ „du bist heiß“. Besonders Mädchen bringen vor ihrem Auftritt zum Ausdruck, dass sie hoffen, Dieter mit ihrer Charme und ihrem Aussehen beeindrucken zu können. Das hören Kinder ohne Medienkompetenz und glauben danach gelernt zu haben, dass die besten Argumente über die weiblichen Reize kommen.  Um es mit den einfachsten Worten zu sagen: Die Jugend verblödet, die Senioren helfen dabei.

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