Feuilleton

Es war einmal, ein freier Wissenschaftler….

Über das was war, und über das was bleibt.

Wir verbinden mit dem Begriff Gott bestimmte Eigenschaften, selbst wenn wir nicht religiös denken oder handeln. Allmacht und Weisheit, etwas das über den physikalisch erfassbaren Gesetzen steht und den Lauf der Dinge in der Natur festgelegt hat. Dieser Gedanke ist beinahe zwingend. Denn so sehr man religiöse Angelegenheiten auch aus wissenschaftlicher Haltung heraus betrachtet, auch ein radikaler Atheist kommt nicht um die Gedanken an eine schöpferische Macht herum. Der österreichische Theaterkritiker und Kulturphilosoph Egon Friedell hat in dem mehrbändigen Essay Kulturgeschichte der Neuzeit sein Gedankenmassiv zur abendländischen Kultur in Worte gefasst. Immer wieder nimmt er Stellung zum kulturellen Stellenwert der Religion. Insgesamt macht sein Werk deutlich, dass die hohe Bedeutung der Religion aus dem Chor der kulturgeschichtlichen Entwicklungen, vom Ausgang des Mittelalters bis kurz vor dem ersten Weltkrieg, nicht wegzudenken ist. An einer Stelle nimmt Friedell eine Rangordnung zur Wissenschaft, Kunst, Philosophie und Religion vor.

Um im Bild eines Mechanismus zusammenwirkender Faktoren zu bleiben, vergleicht er die einzelnen Kulturgebiete mit dem menschlichen Organismus. „ Dann entspräche das Staatsleben dem Skelett, dass das Grobe, harte und feste Gerüst des Gesamtkörpers bildet, das Wirtschaftsleben dem Gefäßsystem, das Gesellschaftsleben dem Nervensystem, die Wissenschaft dem ausfüllenden Fleisch und bisweilen auch den überflüssigen Fett, die Kunst den verschiedenen Sinnesorganen, die Philosophie dem Gehirn und die Religion der Seele die den ganzen Körper zusammenhält und mit den höheren unsichtbaren Kräften des Weltalls in Verbindung setzt, beide auch darin ähnlich, dass ihre Existenz von kurzsichtigen und stumpfsinnigen Menschen oft geleugnet wird“. Die Religion sieht er als Schnittstelle zur Außenwelt und als etwas, dass die Dinge zusammenhält. Die Wissenschaft dagegen als etwas, dass die nötigen Impulse liefert, die Bewegungen ermöglicht. Beides sehr wichtig.

Es ist, etwas salopp ausgedrückt, ein Irrtum den Begriff der Wissenschaft auf die Wissenschaft zu begrenzen. Zumindest wenn man ihn gerne gegen Gott instrumentalisiert. Der Begriff steht vielmehr als Lehre, geistiges und handwerkliches Symbolwerk , humanistisches Vehikel, Zeugnis des abendländischen Bekenntnisses, Tragsäule und Mittelpunkt der geschichtlichen Deutung Europas. Pointen die die Wissenschaft befürworten, nähren sich von Beweisführungen und Argumenten, die sich auf die Religion beziehen. Denn jedes wissenschaftliche Argument ergibt als Negativbild ein Ausschlussverfahren, dass sie Selbstständigkeit des Lebens unterstreicht. Die Vorstellung von einem Schöpfer ist nicht die gleiche wie die über einen Menschen oder einer Figur aus einem Märchen oder einer Sage. Mit der Vorstellung an Gott verknüpfen wir alle Fragen unseres existenziellen Gefühls, das in unserem Unterbewusstsein entsteht und uns mindestens einmal im Leben an einen Gott denken lässt. Der Gedanke, dass das Leben von einem höheren Wesen auf intelligente Weise entworfen wurde, ist ein Phänomen, der sich keine Kultur entziehen kann.

Gerade die Geschichte Europas ist geprägt von philosophischen und gesellschaftlichen Umwälzungen und deren Auslöser haben ihr geistiges Konstrukt entweder im Glauben, das eine Reihe anderer moralischer Gesetze hervorbringt, oder in der Gegenthese, das aber auch nicht ohne die erkennbaren und dafür eingesetzten Grundzüge des Glaubens auskommt. Gott, sei er vom Menschen akzeptiert oder nicht, formt zugleich alle menschlichen Errungenschaften. Nicht anders auch in den Aufklärungsphilosophien von Francis Bacon bis Sören Kierkegaard. Gott als vollkommene Vorstellung hat zu einigen berühmten Denkformeln geführt, die sich über die ganze Aufklärungsphilosophie hinweg fortpflanzten, zu neuen Gedanken führten und den Menschen so zu einem Fundament des modernen und aufgeklärten Denkens brachten. Eine der zentralen Figuren der rationalistischen Philosophie auf deutschem Boden war Gottfried Wilhelm Leibniz. Das deutsche Universalgenie liebte das Reisen und den Austausch über neue Wissensfelder mit anderen Wissenschaftlern und Philosophen.

Leibniz war kein Gelehrter der sich einem bestimmten Wissensbereich zuordnen ließ. Der Erfinder der Infinitesimalrechnung war von der Mathematik derart inspiriert, dass er seine Leidenschaft für Zahlen mit einem tiefen religiösen Gefühl und einer bislang unter Philosophen seltenen Ergebenheit gegenüber Gott verband. Leibniz war das, was wir heute als „Zahlenfetischist“ bezeichnen würden. Die Ordnung in der Zahlenwelt war für ihn ein unmissverständliches Zeichen der göttlichen Allmacht. Die Suche nach Gott begleitete das Genie aus Hannover ein ganzes Leben. Auf der Suche nach der Formel des Lebens, begegnete Leibniz vielen anderen wissenschaftlichen Größen seiner Zeit und hinterließ auf seinem Weg Bewunderung und Inspiration. Das mathematische Werk des Philosophen brachte der bis dahin nur bedingt entwickelten Naturwissenschaft den Wendepunkt. Von nun an ließen sich ungleichmäßige Formen und auch die einzelnen Phasen der sich bewegenden Teile exakt berechnen. Leibniz war es, der auch die erste Rechenmaschine konstruierte und das Anemometer zur Messung von Windgeschwindigkeiten erfand.

Die inzwischen gegenwärtige tiefe Kluft zwischen Wissenschaft und dem Glauben an einen Schöpfer würde ihn vermutlich wundern. Denn trotz seines tiefen Glaubens an Gott, den er immer wieder an seine naturwissenschaftlichen Überlegungen heranzog, ist der Universalgelehrte heute eine wichtige Figur der Wissenschaft und Philosophie zugleich. Leibniz würde die heutigen weit auseinanderliegenden Ansichten unter Wissenschaftlern vielleicht auch der undeutlichen Sprache zuschreiben. In der Sprache der Menschen machte der Philosoph ein Fehler aus, dessen Folgen er schwerer einschätzte als man zunächst annehmen mag. Noch mehr als in der Verständigung, würden solche Fehler bei der Übermittlung wissenschaftlicher Informationen stören. Leibniz versuchte die Sprache einem logischen System anzupassen. Das Gesetz das unseren Verstand steuert und uns unsere Umgebung logisch aufnehmen lässt, stehe im Einklang mit der uns umgebenden Natur, stellt der Philosoph fest. In der Folge ist es auch die Weise der von uns gebildeten Sätze die den Naturgesetzen folgen sollten. Leibniz machte sich daran einen „Sprachcode“ zu entwickeln, dessen Ordnung ihren Ursprung in der Begeisterung zur Mathematik findet.

Die Sprachlogik, die sich von nun an nach einer strikten Formel richten sollte, sollte diese folgenschweren Sprachfehler ein für alle mal beseitigen. Für Leibniz ging es um mehr als nur eine rein logische Angelegenheit. Er glaubte dadurch bessere Bedingungen für das irdische Dasein schaffen zu können. Den Ursprung der Denk- und Naturgesetze fand Leibniz in Gott. Die Feststellung, dass selbst in den einfachsten Sätzen eine Art versteckte Formel enthalten ist, hatte unmittelbare Konsequenzen auf den ontologischen Gottesbeweis. Denn die mittels der logischen Ordnung der Sprache ließ sich auch die Existenz Gottes beweisen. Die Prädikatenlogik war geboren. Es musste eine Symbolsprache nach mathematischen Gesetzen geschaffen werden. So muss ein spezifisches Zeichen für Sonne durch das Symbol scheint teilbar sein, genauso wie die 9 durch drei. Seine Formel konnte Leibniz jedoch letztendlich nicht zum Abschluss bringen. Er entdeckte immer mehr Widersprüche, mit dem sich seine Sprachformel nicht vervollständigen lies. Dennoch führte er seine Prädikatenlogik zu Ende. Er übertrug seine später von Immanuel Kant widerlegte Formel auf den Begriff Gott. Da Gott ein vollkommenes Wesen sein muss, ist auch eine konkrete Existenz gegeben. Vollkommenheit schließt demnach die Eigenschaft existieren mit ein. Die Existenz ergibt sich aus der Vollkommenheit. Denn für die Vollkommenheit sei es besser zu existieren als nicht zu existieren, so der Philosoph. Im anderen Fall stünde die Vollkommenheit mit der Existenz Gottes im Widerspruch und der logische Gehalt des Begriffs wäre nicht gegeben.

Leibniz war nicht der einzige Philosoph der sich das Abenteuer durch die Welt der logischen Zusammenhänge nicht nehmen ließ, um schlussendlich den Gottesbeweis in eine Weltformel zu gießen. 1676 hat er genug von seinem Aufenthalt in Paris und will zurück nach Hannover. Es ergibt sich die Gelegenheit, dem Philosophen Baruch Spinoza einen kurzen Besuch abzustatten. Der schwerkranke Holländer hinterlässt zwar seinen Namen in den Philosophie-Büchern, kann jedoch keine Popularität auf der Bühne der Denkkunst erreichen, wie etwa Descartes oder Locke. Die intellektuelle Figur des „goldenen Zeitalters“ Hollands verbringt sein Leben als Brillenschleifer. Neben der Metaphysik beschäftigt sich Spinoza mit der Bibelkritik und der Moral. Mit dem aus der jüdischen Gemeinde als Ketzer ausgestoßenen Spinoza, unterzieht Leibniz seinen Gottesbeweis einer gemeinsamen Kontrolle. Der Beweis scheint sicher. Kurz darauf stirbt Spinoza. Neben dem französischen Rene Descartes, gehörten Leibniz und Spinoza zu jenen Philosophen, die sich in ihren rationalistischen und ontologischen Beweisführungen an strikte, logische und vernunftgeleitete Muster hielten, weil sie unter anderem eine mögliche Täuschung durch die Umwelt nicht ausschlossen.

Ob Rationalist oder Empirist. Die Wissenschaft empfand keiner der früheren Denker oder begeisterten Rezipienten seiner Zeit in großer Gefahr. Das Denken auf metaphysischer Ebene gehörte vielmehr zur Universalität eines geachteten und talentierten Denkers. Die persönliche Überzeugung früherer Philosophen hatte nichts mit der eigenen Leidenschaft für die Forschung zu tun. Sie half sogar in vielen Schlussfolgerungen und Verknüpfungen die Gedanken der Denkgiganten auf die richtige Bahn zu leiten. Die Wissenschaft heute aber steht mit der Philosophie nicht in einer solch vertrauten und intensiven Korrespondenz wie damals zu Zeiten der Aufklärung. Im Gegenteil. Der heutige Wissenschaftler hält seine persönliche Haltung zur Schöpfung besser zurück. Insbesondere wenn er gerade durch die Wissenschaft zu seiner schlussendlichen Haltung kommt. Ein amerikanischer Forscher, den man auch als Fürsten der heutigen Medizin bezeichnen kann, hat eine solche Erfahrung über sich ergehne lassen müssen. Der im Jahr 1980 abgestattete Besuch des us-amerikanischen Emrbyologen Keith Leon Moore in der arabischen King Abdulaziz University, sorgte unter Wissenschaftlern weltweit für Aufsehen, oder besser, Unmut. Dort wurde Moore vom königlichen Embryologie-Komitee gebeten, zu einigen im Koran enthaltenen Äußerungen der Suren, welche die embryologischen Stadien beschreiben und sich stellenweise zur Fortpflanzung äußern, Stellung zu beziehen.

Ob Moore sich darüber im Klaren war, in wie weit die Kooperation mit der königlichen Hochschule sich auf sein Image als angesehener Wissenschaftler auswirken würde, kann wohl nicht mehr genau ermittelt werden. Fest steht, dass Moore sich nicht wie gerne behauptet wird, blind hat leiten lassen, sondern jede auf wissenschaftliche Erkenntnisse deutenden Aussage im Koran gemeinsam mit einer Gruppe von Embryologen der Abdul-Aziz-Universität unter die Lupe nahm. Aus seiner darauf folgenden Begeisterung, für die nach seiner Meinung präzisen Einzelheiten, machte er jedoch kein Geheimnis. Im Gegenteil: Auf einer Pressekonferenz in Kairo resümierte er mit einer eindeutigen Haltung und sprach der königlichen Hochschule gegenüber seine Begeisterung aus. Es habe ihm eine große Freude bereitet, die Aussagen des Korans über die menschliche Entwicklung klären zu können, so Moore. An seine Interpretationen schloss er die sich ihm aufdrängende Folgerung, dass solcherlei überaus wissenschaftlichen Aussagen nicht dem Wissensstand eines Menschen im 7. Jahrhundert nach Christus entsprechen können und somit von einem Schöpfer übermittelt sein müssen. Dies beweise, so Moore „ dass Mohammed der Gesandte Gottes gewesen sein muss.“

Moores damalige Äußerung gehört zu den extremsten Beispielen unter vielen weiteren bekannt gewordenen Fällen, in der Vertreter der Wissenschaft sich in ihren Interpretationen religiösen Elementen bedienen und gleichzeitig Bekenntnisse aussprechen. Moores Unterfangen war jedoch gewagt, wenn man bedenkt welch großes Ansehen er in wissenschaftlichen Kreisen auch heute noch genießt. Der Forscher hat medizinische Meilensteine geschaffen. Moore ist unter anderem Gründungsmitglied der wissenschaftlichen Gesellschaft American Association of Clinical Anatomists. Seine Werke gehören zu den einflussreichsten in der Fachliteratur und sind aus den Hochschulbibliotheken nicht wegzudenken. Zu seinen bedeutendsten Lebenswerken gehört das gemeinsam mit Professor Arthur F. Dalley und Professor Anne M. R. Agur verfasste Buch der Klinisch orientierten Anatomie. Zudem wurde Moore von der Kanadischen Vereinigung der Anatomen mit dem J.C.B Grant Award geehrt und nahm 1994 die besondere Auszeichnung der Amerikanischen Vereinigung der klinischen Anatomen für seine „herausragenden Beiträge auf dem Feld der anatomischen Anatomie“entgegen, welche ihn zum Ehrenmitglied dieser Gemeinschaft machte. Moores Besuch blieb jedoch nicht unkommentiert. Neben dem Biologen PZ Myers, der ihn bezichtigte, „alle Kenntnisse über die Struktur und das Aussehen des Embryos mit dem unwissenschaftlichen Vergleich mit der Form eines gekauten Klumpen über Bord geworfen zu haben“, kritisierten ihn eine Reihe anderer Wissenschaftler.

Dennoch schadete das religiöse Abenteuer dem namhaften Wissenschaftler kaum. Amerikas Toleranzgrenzen gegenüber religiöse Ausuferungen in der Wissenschaft sind anders gelegt. Denn schon 1996 beginnt Moore als Assistent Professor für Biologie an der San Francisco State University und wird im Jahr 2001 Emeritus. Dennoch hat er den öffentlichen Druck scheinbar mit sich herum geschleppt, sodass er im Jahr 2002 mit einem fragwürdigen Statement Abstand zu seinen Koran-Interpretationen nimmt. Auf eine Interviewanfrage des Wall Street Journal zu seinen Koran-Interpretationen antwortete er kurz: „Es ist zehn oder elf Jahre her, seit ich an der KoranInterpretation beteiligt war. „Moore folgten und folgen seit dem immer mehr Wissenschaftler. Nicht nur aus Amerika, sondern auf der ganzen Welt. Seit der Begegnung Moores mit der königlichen Universität ist die Zahl der Wissenschaftler, die sich, wenn auch indirekt, religiösen Überzeugungen anschließen, explosionsartig gestiegen. Jene Wissenschaftler, die sich von solchen Tendenzen klar abgrenzen und das wissenschaftliche Handwerk in seiner Unbefangenheit und Objektivität akut gefährdet sehen, sind nicht unwesentlich an der sich immer weiter verfestigenden Parteinahme unter Wissenschaftlern beteiligt. Parteinahme zwischen der Gruppe von Wissenschaftlern, die eine Schöpfung anerkennen, oder mindestens die Evolutionstheorie anzweifeleln und jener Gruppe, die solche Gedanken unter Wissenschaftlern verbannt wünscht.

Ebenfalls ein wissenschaftliches Schwergewicht und Emeritus an der San Francisco State University ist Dean. H Kenyon. Dem Biologieprofessor wird seit seinen kritischen Fragestellungen bezüglich der DNA-Transkription und der einzelnen Phasen, eine weiterer Bezeichnung hinzugefügt: Erdkreationist. Ein abschätziges Wort das einem Forscher alle Kompetenzen abspricht. Kenyon sah wesentliche Prozesse bei der Produktion von Eiweißmolekülen in der DNA-Transkription unachtsam übersprungen. Nach Kenyon biete der unwahrscheinlich Komplexe Vorgang dieses Prozesses, zudem Aminosäureketten in richtiger Reihenfolge angeordnet sein müssen, nicht den geringsten Platz für Zufälle. Er bezeichnete den Transkriptionsprozess als eine der kompliziertesten Vorgänge in der Natur. Beteiligt sind Helikasen und Polymerase die die Transkription ermöglichen. Genauer: Sie arbeiten selbstständig und zielorientiert. Für Kanyon ergeben sich nicht zu beantwortete Fragen. Wie können beispielsweise Maolekularmaschinen selbständig arbeiten? Woher kommt die Information? Zwar ist die Arbeitsweise bekannt, aber der Grund für die aufeinander abgestimmten Prozesse ist ungeklärt. Die von Kenyon betonten Prozesse führen zu einem lebens- und funktionsfähigen Protein. Außerhalb des Körpers zu einem Zwiespalt unter Forschern.

Die DNA-Transkription bietet entsprechend ihrer Komplexität viel Raum für viele Fragen. Und als Wissenschaftler sah Kenyon es berichtigt, solche Fragen zu stellen und über den normativen Bereich seiner eigentlichen Arbeitsmethode hinauszusehen. Dieser Diskussion schließt sich nahtlos die Frage nach dem genetischen Code an. Wie können die in den Zellen aller Lebewesen enthaltenen und zum Teil unvorstellbaren Mengen an Informationen die Produktion körpereigener Substanzen steuern? Solche Fragen gelten als nicht mehr zu behebender Keil zwischen Wissenschaftlern, die sich solchen Fragen verpflichtet fühlen und jenen, die die Miteinbeziehung solcher Betrachtungen als Gefährdung der Wissenschaft sehen. Unbeantwortet und nicht beachtet, sind Fragen, die einen wissenschaftlich nicht erfassbaren Auslöser in Erwägung ziehen inzwischen zum Steinbruch von Unstimmigkeiten degeneriert. Dabei muss erwähnt werden, dass die skeptische Haltung heutiger Wissenschaftler nicht zwangsläufig auf eine religiöse Haltung zurückzuführen sein muss. Die Angst religiöser Tendenzen übermalt hier oft den rein sachlichen Hintergrund. Das abgelehnte Zufallsprinzip in der Entstehung von Proteinen lässt sich systemtreu auf die Evolutionsbiologe übertragen.Und auch hier sind sich Wissenschaftler alles andere als einig.

Während bis vor ein paar Jahren lediglich Kreationisten und Vertreter der amerikanischen Glaubenssekte Intelligent Design den Kampf gegen Darwins wissenschaftliches Erbe führten, sind es zunehmend Wissenschaftler aus den renommiertesten Universitäten der Welt, die in ihrer wissenschaftlichen Laufbahn scheinbar genügend Widersprüchen begegnet sind, die sie mit empfindlichen wissenschaftlichen Ansprüchen nicht mehr vereinbaren können und möchten. Die insbesondere im Bereich der Evolutionsbiologie erbarmungslos geführte Kontroverse entzündet sich schon lange nicht mehr an nur noch verschwörungstheoretisch anmutenden politischen und ideologischen Überzeugungen jenseits akademischer Kreise, die eine auf den Darwinismus gefestigte Weltordnung sehen. Und auch die Annahme, dass ein Teil der innerhalb der Wissenschaft vorherrschenden Meinungsverschiedenheiten nicht wissenschaftlich sind, gehört nicht mehr zur Gegenwart. Im Gegenteil: Die Diskussionen werden inzwischen überwiegend wissenschaftlich ausgetragen. In Internetforen wächst die wissenschaftliche Stimme, die die Evolutionstheorie bereits gescheitert sieht. Für viele Wissenschaftler scheint die Evolutionstheorie in Anbetracht des wissenschaftlichen Fortschritts, der technologischen Möglichkeiten und der daraus gewonnenen Einzelheiten nicht mehr tragbar. Aus der skeptischen Haltung wird ein ethischer Konflikt.

Die us-amerikanische Website Dissent from Darwin führt eine Liste mit inzwischen knapp 1000 Wissenschaftlern die sich bekennen, skeptisch gegenüber der Evolutionstheorie zu sein. Gerade weil sie sich der Wissenschaft verpflichtet fühlen und sich nicht scheuen, ihr Ansehen vor einer Gruppe einflussreicher Antagonisten offen zu legen. Darunter sind herausragende Biologen, Chemiker, Mathematiker und Mediziner. Menschen die wissen wovon sie reden. Menschen die ihre Bereiche gut kennen und zum heutigen Stand der Wissenschaft aktiv beigetragen haben. Menschen die wiederum großartige Forscher heranziehen. Doch sie stehen unter aggressiv atheistischem Beschuss. Diskussionen und Auslegungen werden ins Lächerliche gezogen. Namhafte Wissenschaftler, denen die Welt allerlei Fortschritte zu verdanken hat, werden als Kreationisten und blinde Gläubige abgetan. Auf diese Weise wird der Wissenschaft die Fähigkeit genommen, mit allen Fragen und Sichtweisen umzugehen. Die Fähigkeit sich vor keiner Annahme, Sichtweise oder Meinung peinlich zu drücken und in eine Pattsituation zu verfallen. Die Wissenschaft sollte sich vor keinem Thema scheuen. Auch nicht vor der Schöpfung. Es bereichert die Methodik der Wissenschaft auf ungeahnte Weise, an die Grenzen des Ursprungs zu gehen und befruchtende und tiefgründige Fragen zu stellen. Die aktuelle Situation verwundert nicht, wenn man den Blick weg von den Forschern, hin zu polemischen Streitschriften selbsternannter Religionsführer bewegt.

Die Frage nach dem Ursprung des Lebens wurde vielfach verseucht. Ein Beispiel lieferte der Kreationist Adnan Oktar. So sind bislang zahlreiche Werke erschienen, in denen sich Autoren über den politischen Darwinismus auf verschwörerische Weise ausgelassen haben. Rassismus und Kapitalismus wurden durch die Theorie eines Mannes erklärt, der vermutlich nicht einmal im Entferntesten eine solche Entwicklung ahnen konnte. Heute steht, anders als in der islamischen Welt, ein Geflecht aus historischen und ideologischen Konstrukten zwischen Wissenschaft und Religion. Und jeder der sich für eine Seite entscheidet, entscheidet sich nicht für eine persönliche Sache, sondern für eine Geschichtsschreibung, die nach Ansicht Friedells auch nicht so wissenschaftlich ist und am Besten auch nicht sein sollte. Denn wo wo das Leben beginne, höre die Wissenschaft auf; und wo die Wissenschaft beginne höre das Leben auf.

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