Medizin

Wissentliche Einnahme von Placebo lindert Rückenschmerzen

Die Verabreichung von Placebo-Pillen oder Tabletten entfalten ihre Wirkung durch den Glauben des Patienten an die pharmakologische Wirkung. Zumindest nahmen Forscher lange Zeit an, dass es bei der Einnahme von wirkungslosen Medikamenten lediglich auf die Unwissenheit der Patienten ankommen würde. Diese Annahme wurde bereits einige Male durch Pilotstudien widerlegt. Nun bestätigt eine neue Studie die Wirksamkeit der Placebo-Medikation bei wissentlicher Einnahme ein weiteres Mal. Zuvor schon konnten Placebowirkungen mit Scheinmedikationen bei Reizdarmsyndrom, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und Depression beobachtet werden. Jetzt aber zeigte  sich, dass durch die bewusste Einnahme der Scheinmedikamente, zusammen mit der gewohnten Medikation, wesentliche Schmerzlinderungen auch im unteren Lendenwirbelbereich erreicht werden können. Im Rahmen des Programms „Placebo Studies and the Therapeutic Encounter“ des Beth Israel Deaconess Medical Center, hat eine Gruppe internationaler Forscher, unter anderem der Instituto Superior de Psicologia Aplicada (ISPA9) aus Lissabon, eine entsprechende Studie durchgeführt. Beteiligt waren fast 100 Probanden, die an chronischen Rückenschmerzen litten. Dabei waren es zu 90% Patienten, die zuvor ihre nicht steroidale, entzündungshemmende Mittel (NSAIDS) wie gewohnt einnehmen durften. Zunächst wurden die Probanden über die Effekte von Placebos aufgeklärt. In zwei Gruppen aufgeteilt, nahm dann eine Gruppe gemäß den Anweisungen auf der Verpackung, täglich zwei Kapseln auf Basis mikrokristalliner Cellulose. Dabei waren die Placebos sichtbar beschriftet (open-label placebo, OLP). Die anderen Patienten erhielten keine zusätzliche Therapie zu der bereits geführten Medikation. Patienten, die Opiode erhielten waren an der Studie nicht beteiligt. Die Patienten der Gruppe, welche zusätzlich das Placebo zu sich nahmen, berichteten häufiger von einer Besserung der Schmerzen.„Es könnte das Ritual der Medikamenteneinnahme im Klinikumfeld sein, das die Symptome verändert und die entsprechenden Hirnregionen aktiviert,“ versuchte  der Senior-Autor Ted Kaptchuk, Direktor des Programms und außerordentlicher Professor an der Harvard Medical School in Boston, seine Vermutungen zu beschreiben.

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